St.Galler Kongress in neuem Format – Denken und Lernen im Management Valley St.Gallen
Dr. Wolfgang Strecker
Dr. Christian Abegglen, Geschäftsführender Direktor an der St. Galler Business School, hatte gerufen und zahlreiche Unternehmer, Manager, Dozenten und Alumni waren seiner Einladung ins Schlössli im St. Galler Klosterviertel gefolgt. Wohin in früheren Jahrhunderten bedrohte St. Galler flüchteten, weil der an der Ostseite des Hauses eingelassene Stein der Freiheit sie vor Ungemach schützte, traf man am 25. September 2018 in den geschichtsträchtigen Räumen auf die „Who is who“ aus Wirtschaft und Wissenschaft.
Beseelt vom St. Galler Management-Konzept mit seiner ganzheitlichen Betrachtungsweise inspirierte der souveräne Moderator und Kosmopolit MBA Michael Beckmann die Teilnehmenden zu einem „Learning by doing.“ In verschiedenen Arbeitsgruppen wurde um Analysen und Erkenntnisse gerungen. Michael verordnete dem Plenum mit seinem überraschenden Arbeitsaufruf eine „Bella donna“, die weg vom „Tunnelblick“ zu einem pupillen- und bewusstseinserweiternden Fokus der Teilnehmer führte. Aus den Beiträgen der Arbeitsgruppen, die von eingeweihten Mentoren betreut wurden, ergaben sich unterschiedlichste Werthaltungen und Lösungsalternativen der Teilnehmenden, unterschiedlich, weil die Themen immer mit anderem Branchen- und Funktionsfokus betrachtet wurden. Im Mittelpunkt stand unter anderem das nur ungern gehörte Thema „Organisierter Stillstand…“.
Bei seinem Ausflug ins Storyversum führte uns Christian diesmal in den Urwald der Anden, wo er am Beispiel eines für den Ureinwohner unbekannten Gegenstands in Gestalt einer PET-Flasche den Sprung wagte zum iterativen Verfahren des St. Galler Integrierten Managements. Die ganzheitliche Analyse, Entwicklungsverläufe und Interdependenzen löste Christian exemplarisch durch den um Aufklärung bemühten Ureinwohner. Erkenntnisse und Handlungsoptionen mit Stärken, Schwächen, Risiken und Gefahren auf dem Weg zur Umsetzung zu erlangen, beschrieb Christian als den Weg zum Ziel.
Auf „Welcome future – nice to meet you“ könnte die Weitsicht von Norbert Barnickel, dem „Digitalreferenten“ des Kongresses reduziert werden. Der Optimismus von Norbert, dass er bei den Teilnehmern sowohl Verständnis und Zustimmung gerne erreichen würde, aber vor allem Umdenken und Reinvent angestoßen wollte, erfüllte sich. Den Bogen spannte Norbert vom „Post web“, in dem wir uns derzeit aufhalten bis hin zu seiner Definition von Leadership, die er interpretierte als, Gelerntes loszulassen, um in einer digitalen Welt weiterzukommen. Um zukünftig erfolgreich zu sein, kämen Menschen und Unternehmungen nicht umhin, sich kontinuierlich neu zu erfinden. Es würde sich die Halbwertszeit von Geschäftsmodellen von aktuell etwa einem Jahrzehnt sukzessive verkürzen, wenn das „disruptive Fallbeil“ nicht schon früher und schneller zuschlagen würde.
Die Vita von Matthias Kurrek, der Referent mit der Note eines kernigen „Hand- und Kopfwerkers“ und klarem, musternden Blick, verriet nicht unbedingt B2B; hier spürte man den „Handschlagdeal echter Kerle“. Wenn er als ursprünglicher Bäcker, derzeit als Geschäftsführer eines Mittelständlers, seinen nächsten Karriereschritt wieder ins vertraute Bäckerhandwerk antreten möchte, erkennt man Dynamik und nicht die Spur von Einbildung. In seinen Ausführungen zeigte Matthias „klare Kante“ und beschrieb den Erfolg des von ihm geführten Büromöbelherstellers Vario mit „Denken und tun lassen, aber auch fordern und fördern.“ Auf einem virtuellen Betriebsrundgang bei VARIO lernten wir von dem bescheiden auftretenden Geschäftsführer Matthias nicht nur die Historie des aus einem Sägebetrieb resultierenden und heute mit hohem handwerklichen Einsatz und intelligenter Fertigungstechnologie gepaarten mittelständischen Unternehmens kennen, sondern erfuhren auch über „Ecken und Kanten“ aller dort schaffenden Menschen, die sich kooperativ mit dem Kunden in einem Boot fühlten und entsprechend auftreten würden. Hier erlebte man eine erfolgreiche Wertegemeinschaft, für die sich laut Matthias die Frage der Veränderung bewährter und akzeptierter betrieblicher Strukturen derzeit nicht stellen würde. So sei man stets aufgeschlossen für Neues, und Agilität oder Digitalisierung seien weder unberührbar noch unbekannte Vokabeln für die „Hidden champions“ aus dem Taunus.
Und wenn es am schönsten ist und man meinte, alles wäre gut, kam das Innere vom Menschen auf den Seziertisch von Dr. Markus Müllner. In einer Matrix mit den Koordinaten Fokus und Energie erklärte er den Kongressteilnehmern deren unterschiedliche Handlungsweisen, die zögerlich, aber auch zielgerichtet ablaufen könnten. Markus dürfte keine Affinität zur Medizin haben, wenn er die hormonelle Seite von Adrenalin und Cortisol und deren Bedeutung auf unser berufliches oder privates Handeln nicht deutlich hätte machen können.
Als „Den Klaren aus dem Norden“ könnte man anschließend Sören Slowak verorten, der den Staffelstab der Moderation zeitweise übernahm und in seinen Funktionen als Alumni-Präsident und Beiratsvorsitzender den besonderen Biotop, den Geist, den Zusammenhalt und den Fortschritt der St. Galler Business School-Gemeinde an „ihrer Schule“ plastisch beschrieb. Sören öffnete uns die die Tür zum St. Galler Management Haus, das im neuen Denk- und Arbeitsbuch von Dr. Christian Abegglen einen breiten Raum einnimmt. Im Innenleben der mit signalrotem Einband gestalteten optischen Augenweide, wird der Rezipient von ordentlicher Struktur und Didaktik, vergleichbar mit einem gut gefüllten Studierzimmer, empfangen.
Wer die Beteiligten auf „Lessons learnt“ ansprach, hörte schnell heraus, dass sich der Kongress gelohnt habe. Vieles habe man gehört, über manches müsse noch nachgedacht, einiges könne sofort umgesetzt werden. Das Fazit einiger Beteiligter lautete: Die „Energiebilanz“ stimme – es kam mehr heraus, als hineingesteckt wurde. Ohne Zweifel ein Verdienst, dass sich Dr. Christian Abegglen und seine Mannschaft auf die Fahnen schreiben dürfen. Ein langjähriger Teilnehmer bemerkte zur Erheiterung einiger Zuhörer: „In der St. Galler Business School sind wir nicht im akademischen Elfenbeinturm, hier wird kein Botox verabreicht, hier gibt es verjüngende Frischzellen.“ Das in St. Gallen von Hochschullehrern, wie Ulrich initiierte, von Bleicher weitergeführte und mit Abegglen stetig fortentwickelte Konzept des integrierten Managements stehe mit der vierten Generation als Gegenbeispiel organisierten Stillstands. Nach wie vor gelte im „Management Valley“ von St. Gallen die Einsicht einer …zeitlosen flexiblen Antwort auf eine komplexer werdende Welt.
Die Zeit verging mit Hören, Reden und Tun wie im Flug und rief mit der Diplomverleihung einen bedeutenden Tagesordnungspunkt auf. Nach viel geistiger Arbeit, Anstrengungen und Entbehrungen durften die frisch gekürten Diplomanden den Kongresstag besonders genießen. Sie wurden für ihre schweißtreibenden Mühen belohnt und nahmen Diplomzeugnis und Lobesworte von Dr. Christian Abegglen und Dr. Ulrich v. Bassewitz, der bei der SGBS als Dozent für Strategie und Unternehmensnachfolge zeichnet, entgegen. Wenn Christian nach der Arbeit zum verdienten Vergnügen trommelte, hatte er nicht übertrieben und nach mentaler Kost widmeten sich die Kongressteilnehmer vortrefflichen gustatorischen Genüssen im Schlössli. Lange noch tauschten die sich jetzt mit „Messer und Gabel bewaffneten Teilnehmer“ über Gott und die Welt aus, wie auch zu der Methode „Aus der Praxis und für die Praxis“ diskutiert wurde. Wohlwissend und erleichtert, dass der Kongress die „Hefe für den Reifeprozess“ einer Neuerfindung von Unternehmen und eines digitalen Backwerks geliefert habe. In einer weiteren Sache votierten die Teilnehmer ebenfalls übereinstimmend. Im nächsten Jahr, dann an einem Donnerstag, am 26. September 2019 sehe man sie beim 17. St. Galler Management-Kongress der St. Galler Business School auf alle Fälle wieder.