Gewohnt spannungserzeugend begrüsste Dr. Christian Abegglen als Präsident des Verwaltungsrates der St. Galler Business School und gestand in seiner Eröffnungsrede sogleich, dass man mit dem Wörtchen "optimal" bewusst etwas übertrieben habe, die Ziele in der Führungskräfte-Entwicklung aber bewusst sehr hoch legen wolle und ein Höchstmass von Top-Management-Attention verlange.
Durch das weitere Plenumsprogramm führte Ernst Wyrsch, Dozent für Leadership der SGBS, mit Humor, Scharfsinn und viel Feingefühl.
Prof. Dr. Robert Neumanns spannender und hoch unterhaltsamer Vortrag im Anschluss zeigte dann sehr schön auf, dass die Wissenschaft schon jeher mit den unterschiedlichsten Methoden der "optimalen Führungskraft" auf der Spur ist, wissend, dass man sie nie finden, allenfalls situationsbezogen beschreiben kann. Dennoch sind die Erkenntnisse dieser Spurensuche hoch interessant und taugliche Orientierungshilfen in der unternehmerischen Praxis.
Äusserst sympathisch, natürlich und authentisch gewährte Kim-Eva Wempe sodann Einblick in die Philosophie, das Wertesystem des Hamburger Traditionsunternehmens WEMPE. Erstaunlich, wie es in einem Unternehmen dieser Grössenordnung und globalen Präsenz gelingt, auch in der Führungskräfte-Entwicklung den ganz besonderen Geist des Familienunternehmens am Leben zu halten.
Samy Liechti, Gründer von BLACKSOCKS.COM schaffte es mit seinen sehr humorvollen Ausführungen, Begeisterung für sein Geschäft mit ”langweilig anmutenden Produkten” – nämlich Herrensocken – zu vermitteln. Und: Nebenbei erfuhr man wie seiner Erfahrung nach in der schnelllebigen E-Commerce-Welt, Führungskräfte agieren, wie Führung interpretiert, Top-Talente selektiert und entwickelt werden können.
Völlig anders die Bedingungen in der Welt global agierender Unternehmen der Pharma- und Medizintechnikbranche. Dr. Bernhard Kaumanns, Director bei Baxter Healthcare, bot einen interessanten Einblick in eben diese Welt, und er tat dies sehr differenzierend und kritisch, so dass am Ende ein wertiges Bild aus Erkenntnissen, Hypothesen und auch offenen Fragen gezeichnet war.
Sehr persönlich und sensibel der Vortrag von Carolina Müller-Möhl, Gründerin und Präsidentin der Müller-Möhl Group. In einer nach wie vor männerdominierten Finanzwelt behauptet sich Carolina Müller-Möhl nicht nur wirtschaftlich, sondern sie tut dies zudem auf Basis einer stark werteorientierten Haltung gerade in Führungsfragen. Man konnte klar erkennen: Nachhaltigkeit ist das Rückgrat des Erfolges sowohl in der rein wirtschaftlichen als auch in der zwischenmenschlichen Dimension.
Dies wurde im abschliessenden Referat von Heiko Fischer, Gründer von Resourceful Humans, noch einmal deutlich unterstrichen. Nicht der hierarchischen Führung top-down gehört die Zukunft in einer Welt, in der es mehr und mehr auf Innovation und Kreativität ankommt. Heiko Fischer plädierte leidenschaftlich für eine "Demokratie der Willigen und Fähigen", für maximal mögliche Autonomie der Mitarbeiter und ein Netzwerk selbstorganisierter Teams. In einem solchen Unternehmen steigen Unternehmertum, Innovationskraft und Enthusiasmus; Recruiting und Personalentwicklung erübrigen sich bzw. werden zurück an den Ort des Geschehens verlagert.
Insgesamt wurde den Teilnehmenden ein toller Mix an Referaten geboten. Auf diese Weise gelang es ganz sicher jedem, für seinen eigenen Weg als Führungskraft oder als Gestalter von Führungskräfte-Entwicklung wertvollen Input, wertvolle Impulse mit zu nehmen.
Der nächste Kongress, dann zum Thema "Geschäftsmodelle in der digitalen Welt: Konsequenzen und Handlungsbedarf", findet am 23. und 24. September 2016 statt.